Von Rafael Sala
Holzhausen - Zugegeben, es ist schwer, die Gemälde
und Kunstdrucke von Sabine Gerstacker dem zuzuordnen, was sie darstellen
sollen. „Schöne wilde Bilder" heißen die zahlreichen
Exponate der Malerin aus Laufen an der Salzach, die derzeit im Foyer
und im Untergeschoss des BVS-Bildungszentrum in Holzhausen zu sehen
sind - und sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: Sie sind aus
der Liebe zum Süden und zum Mittelmeer entstanden.
„Phönizisch" heißt etwa ein Gemälde
in Öl, ein anderes „Meltemi - griechischer Südwind"
und wieder ein anderes „Mai in Portugal". Nichts in diesen
Bildern deutet indes auf irgendwelche Landschaften, geschweige denn
auf eine konkrete Geografie hin. Sie zeichnen sich vielmehr durch
eigenwillige Farbkompositionen und scheinbar planlose Umrisse aus,
die das Gegenständliche erst auf den zweiten Blick freigaben.
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Genau das macht sie so sehenswert: Der Betrachter muss sich gehörig
anstrengen und Gefühl und Intellekt gleichermaßen beanspruchen,
um dem Geheimnis dieser Bilder auf die Spur zu kommen. Wenn dies
gelingt, dann genießt er allerdings den Vorzug, Bild- und
Symbolsprache mühelos verknüpfen zu können. Dann
werden die Bilder zu einer Metapher. Dann verwandeln sich die blauen
Rechtecke, die in „Meltemi" inmitten eines pastelfarbenen
Farbenmeers „eingeblockt" sind und in eine Richtung getrieben
werden, tatsächlich in Windstöße des Südens,
die die Glut der Sahara in sich tragen und trotz ihrer Klobigkeit
vor Lebensfreude nur so strotzen.
Überhaupt sind Gerstackers Bilder voller Lebensfreude: Kaum
ein Tupfer Schwarz ist vorhanden, es überwiegen heitere und
kräftige Farben, die mal wolkenartig zusammen geballt sind,
sich mal in weiten Flächen verlieren oder auch naive Formen
nachzeichnen, um die Welt wie mit Kinderaugen zu erfassen.
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So entsteht etwas Märchenhaftes, das jedoch nie in ein Klischee
naiver Weltflucht gepresst wird. Es geht Gerstacker um Kraft, Ursprünglichkeit,
Frische:
„Ich verlasse in meinen Bildern die gewohnte Statik mit dynamisch
bewegter Fluktuation, Überlagerung und Durchdringung der Farben",
erläutert die Künstlerin, die unter anderem im umbrischen
Perugia studiert und den Förderpreis des Münchner Kunstvereins
gewonnen hat.
Dabei sind ihre Werke das Ergebnis einer langen Überlegung,
nichts ist aus der bloßen Intuition heraus entstanden, wie
Gerstacker verrät: Zu jedem Bild gebe es zahlreiche Skizzen.
„Schöne wilde Bilder"
von Sabine Gerstacker ist noch bis Freitag, 30. Mai, im BVS-Bildungszentrum
Holzhausen zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung täglich
von 10 bis 17 Uhr.
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