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Tittmoning (gpr) - Festlich, fröhlich und vor allem strahlend
farbig präsentierten sich die städtischen Ausstellungsräume
im Fürstenstock auf der Tittmoninger Burg am vergangenen Freitag
zur Eröffnung der Ausstellung „Schöne wilde Bilder“
der Laufener Malerin Sabine Gerstacker. Das Publikum saß und
stand dicht gedrängt bei der Vernissage und verweilte anschließend
noch lange vor den auf zwei Stockwerken ausgestellten Werken, die
durch intensiv leuchtende Farben, aber auch und vor allem durch
ihre Vielfalt bestechen.
Man hatte das Wochenende des Colloredomarktes gewählt, um
nach längerer Pause wieder eine Kunstausstellung auf der Burg
zu zeigen. Darüber hinaus werden die Ölgemälde, Aquarelle,
Druckgrafik und einige Skulpturen auch noch vom 1. bis 20. Mai (jeweils
Mittwoch bis Sonntag nachmittags) im Fürstenstock zu sehen
sein. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur wegen der
strahlenden Leuchtkraft der im zweiten Stock gehängten großformatigen
abstrakten Ölgemälde, die mit ihren intensiven, heiteren
Farben unmittelbar aufs Gemüt wirken. Vielmehr laden auch die
kleineren, oft quadratischen Formate, Aquarelle und Aquatinta-Radierungen,
Collagen sowie Skulpturen eine Etage tiefer ein, zusammen mit der
Künstlerin die Besonderheiten jeder einzelnen dieser Disziplinen
zu erkunden.
Es ist bewundernswert, wie einfühlsam Sabine Gerstacker sich
die verschiedensten Techniken und Materialien als Ausdrucksform
aneignet, wie vielfältig Farbigkeit und Formensprache dabei
variieren und wie ihre ganz persönliche Handschrift dabei dennoch
immer erkennbar bleibt. In und um die drei Ausstellungsräume
hat die Künstlerin dabei ihre Werke so platziert, dass der
Betrachter immer wieder von erstaunlichen Funden überrascht
wird, von der überlebensgroßen bemalten Holzskulptur
im Treppenaufgang über eine originelle Glasmalerei auf Acrylscheibe
im ersten Stock bis hin zur bezaubernden kleinen Aquatinta-Radierung
vor dem Eingang zum Trauungszimmer oben.
Mit dem Begriff des „abstrakten Expressionismus“ lassen
sich dabei längst nicht alle Exponate erfassen. Meint man mit
„Expressionismus“, dass der Künstler dem Betrachter
vor allem sein eigenes Erleben und Fühlen mitteilen möchte,
so nutzt Sabine Gerstacker ihr Werk jedenfalls, um in ansteckender
Offenherzigkeit Begeisterung für Gesehenes und Freude am Erlebten
weiterzugeben. In der Abstraktion kann dabei das gegenständliche
Motiv, an das auch so mancher Titel gemahnt, in einzelnen Details
angedeutet sein und erahnbar bleiben, oder aber – besonders
in den jüngsten Werken - ganz hinter dem reinen Farb- und Formenspiel
in der Fläche verschwinden.
Begegnung mit der Lebensfreude
Bei der Vernissage am Freitagabend begegnete die Künstlerin
ihrem Publikum als unkomplizierte, vorbehaltlos offene und ansteckend
lebensfrohe Persönlichkeit. Umrahmt von festlichen Klängen
des Tenorhorn-Trios der Tittmoninger Stadtkapelle (Bruni Demm-Geisberger,
Margaretha Stockhammer, Maria Mayer), würdigten zunächst
1. Bürgermeister Konrad Schupfner und dann die Salzburger Kunsthistorikerin
Dr. Hiltrud Oman in sehr persönlichen Ansprachen das Werk der
Laufener Künstlerin.
Schupfner, den mit Sabine Gerstacker eine langjährige Freundschaft
verbindet und der an ihr, wie er sagte, vor allem ihr positives
Wesen und ihre Lebensbejahung schätzt, betonte, es sei sein
persönlicher Wunsch gewesen, die Malerin und ihr Werk in Tittmoning
vorzustellen. Er freute sich mit der Künstlerin darüber,
dass so viele Gäste den Weg zur Vernissage gefunden hatten.
Neben den ehemaligen Bürgermeistern der Nachbargemeinden Laufen
und St. Radegund konnte Schupfner auch zahlreiche Künstler
und Kunstsachverständige begrüßen, darunter den
Vorsitzenden des Kunstvereins Traunstein, Dr. von Mallinckrodt,
und den Maler Walter Angerer. Der Bürgermeister verlieh seiner
Hoffnung Ausdruck, die Ausstellung möge den Kunsthandwerk-Markt
bereichern, und dankte Monika Pingitzer sowie Renate Würzinger
für die Organisation.
Als Rednerin zur Vernissage war Dr. Hiltrud Oman geladen, die
zunächst beschrieb, wie Gerstackers Atelierfenster in der Laufener
Rottmayrstraße beim Flanieren immer wieder ihre Neugier geweckt
habe, noch ehe sie die Künstlerin persönlich kannte. Mit
den oft wechselnden Keramikfigürchen und kleinformatigen Bildern
in unterschiedlichen Stadien der Vollendung, vor allem aber ohne
Preisschild, habe sie dieses Fenster als „demonstrierte Unabhängigkeit“
verstanden, als Verweis auf Freude am künstlerischen Handwerk
und am Experimentieren. Dass sie durch die Ateliertür dennoch
nie eingetreten sei, schrieb die Kunsthistorikerin der Grenze zu:
Aus Österreich kommend, habe sie sich in Laufen nicht zuständig
gefühlt, sondern als Touristin. Umso mehr freue sie das grenzüberschreitende
Kennenlernen, die Einladung zur Rede und die damit verbundene Auseinandersetzung
mit dem Werk Sabine Gerstackers: „Am Ende aber verbindet jedenfalls
die Kunst – und lässt keine Grenze zu.“
Der schwierige Weg in die Abstraktion
Mit ihren anschließenden Ausführungen über Abstraktion
würdigte die Kunsthistorikerin den durchaus mühevollen
Weg Sabine Gerstackers, der letztendlich zur Leichtigkeit in ihrem
Werk geführt habe. Voraussetzung für die Überwindung
des Naturalismus sei nämlich zunächst dessen Erarbeitung.
Als prägend für Gerstacker nannte Oman die in Italien
erlernte Technik des Freskos, die zu dekorativen und ornamentalen
Arbeiten an Hausfassaden und Wänden auch in unserer Region
geführt habe. Zur Lieblingsmaltechnik habe sich die Künstlerin
dann aber die Ölmalerei erkoren. Meisterhaft lasse sie jede
einzelne Farbe in höchster Brillanz erscheinen und arbeite
gekonnt mit dem Durchscheinen der verschiedenen Farbschichten auf
der Leinwand. Nach Gedanken zu typischen Farbtönen Gerstackers,
zu ihrer im ersten Stock gehängten großformatigen Leinwand
„Marco Polo“ sowie zum jüngsten, speziell für
diese Ausstellung gemalten Gemälde „Amoroso“ konnte
die Rednerin zusammenfassen, wer sich auf diese Bilder einlasse,
spüre die Schaffensenergie auf den Betrachter übergehen.
Ganz unmittelbar beschenkte die Künstlerin nach diesen Würdigungen
die Gäste, über deren zahlreiches Erscheinen sie sich
sichtlich freute, mit einem Einblick nicht nur in ihr künstlerisches
Schaffen: Auch das Buffet, zu dem sie nun bat, hatte sie eigenhändig
vor- und zubereitet.
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