Herrsching: Der Winter ist vorbei im Foyer
des Hauses der Bayerischen Landwirtschaft, das sich schon seit vielen
Jahren zur Galerie gemausert hat. Farben glühen, leuchten und
tanzen auf den zum Teil großformatigen Leinwänden. Im
Titel der Ausstellung ist eingefangen, wie die Malerin Sabine Gerstacker
ihre Bilder sieht. Er lautet schlicht „Schöne wilde Bilder".
Gerstacker, noch zu politisch anderen Zeiten in Hirschberg im
Riesengebirge geboren, hat in München, zunächst bei Karl
Blocherer, Kunst studiert und sich dann weitergebildet an der Internationalen
Sommerakademie in Salzburg bei Robert Scherer, dessen Meisterschülerin
sie wurde. Seit 1997 stellt sie aus. 2002 war eine Auswahl ihrer
Arbeiten in der Verwaltungsschule in Utting zu sehen.
Schöne Bilder im Sinne von Heiterkeit und Lebensbejahung
zeigt sie allemal in Herrsching. Wilde Bilder im Sinne der „Jungen
Wilden" sind es nicht, denn Gerstacker malt nicht, wie in den
1960-ern geschehen, als Revoluzzerin gestisch aus dem Bauch heraus,
sondern entwickelt zuvor auf Skizzenblättern Formen, Farbnuancen
und Pinselduktus, der breit und heftig sein oder sich als feine
Linie zeigen darf.
Es ist also eine kontrollierte Wildheit, deren expressive Elemente,
elliptische Bögen, weiche Farbfelder, hie und da auch lockere
Streifungen, sich zu einem letztlich romantischen Farbenteppich
zusammenfinden. Ein leicht rotstichiges Blau ist dominant. Grün
darf sich zeigen, aufgefangen von einem kräftigen Rosa.
Zu unterscheiden ist in der Ausstellung zwischen den großformatigen
Oel-Arbeiten auf Leinwand, den Collagen aus eher kühl zueinander
gesetzten Schnittstücken aus eigener Malerei und den farbigen
Aquatinta-Radierungen. Unter ihnen darf sich ein bezaubernder und
witziger kleiner Akt zeigen. In der Mehrzahl jedoch handelt es sich
um gestische Farbfeldmalerei, jedoch mit klarer innerer Strukturierung.
Jede dieser Arbeiten hat einen eigenen Charakter, eine eigene -
auch emotionale - Tiefe. Der Betrachter wird gefordert, auf seine
ganz persönliche Weise einzusteigen. |
Bilder mit innerer Ordnung: Sabine gerstacker "Elan Vital II",
Öl auf Bütten und auf Holz, 50 auf 60 Zentimeter: Foto privat
Dies gilt für die kleineren Formate, die in sich sehr geschlossen
sind. In den großformatigen Arbeiten auf mehreren Quadratmetern
Leinwand die innere Ordnung zu entdecken, ist nicht so leicht. Spontan
geborene, echte Wildheit. die ausufern darf, hat dann doch noch eine
andere Qualität von Energie.
INGRID ZIMMERMANN
Bis 24. April von Montag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr, an Sonntagen,
nicht an Feiertagen, von 9 bis 12 Uhr. |